Polo Gebisse - was kommt da ins Maul?

Welches ist das richtige Gebiss für mein Pferd? Welches Gebiss soll ich nur für mein Pferd benutzen? Jeder Reiter hat sich diese Frage schon einmal gestellt. Geht man in den Fachhandel wird man einfach überflutet an unterschiedlichen Modellen, aber wie wirken sie?

 

Regel Nr. 1

Ein Gebiss soll immer so sanft wie möglich und so wirksam wie nötig sein.

 

Regel Nr. 2

Je dünner ein Gebiss (kleine Gebissstärke), um so schärfer wirkt das Mundstück im Maul.

 

Ich unterteile da in 3 grundsätzliche Kategorien, die man dann wieder untereinander kombinieren kann:

1.) Material des Mundstücks

2.) Seitenteil

3.) Mundstück

 

Fangen wir mit dem einfachen an, dem Material:

 

1.) Das Leder-Gebiss ist sehr sanft und flexibel für das empfindliche Pferdemaul

2.) Gummi-Gebisse sind weich und elastisch. Kunststoff-Gebisse werden teilweise auch mit verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Apfelgeschmack angeboten. Ob diese Gebisse beschädigt werden liegt meist am Zustand der Zähne und ob das Gebiss richtig verschnallt wurde.

Metal

3.) Am verbreitetsten im Reitsport sind Metal-Gebisse. Edelstahl glänzt schön, ist rostfrei und leicht zu reinigen, aber Pferde mögen den süßlichen Geschmack von Rost. Sie lecken daran und bilden dadurch mehr Speichel. Früher wurden Kupfer Gebisse verwendet, die in Verbindung mit Feuchtigkeit und Luft leicht rosten, was wiederum auf natürliche Weise die Speichelproduktion im Maul anregte. Das Pferd schäumte und nahm das Gebiss besser an. Heute werden verschiedene Metallegierungen mit Kupferanteil angeboten, um diesen süßlichen Geschmack für die  Pferde durch leichten Oberflächenrost zu schaffen jedoch keine Verletzungsgefahr für die Zunge zu bilden. Jeder Produzent hat da sein eigenes Patent, bei uns auf dem Markt üblich angebotene Materialien sind Argentan, blaues "sweet iron" (u.a. vom Bomber) oder Sensogan (von Sprenger).

Als nächsten betrachten wir die Seitenteile.

 

Beim Polo werden in der Regel nur 2 Gebisse verwendet, Pelham oder Aufziehtrense, außerdem sind 2 paar Zügel vorgeschrieben. Gebisslose Zäumungen sind verboten, daher befasse ich mich hier nicht näher damit.

Aufziehtrensen (englisch gag) gibt es im Seitenteil also lose als Wassertrense oder eben fest am Ring befestigt, als Olivenkopf. Durch die Befestigung des Mundstücks am Ring ist die Zügeleinwirkung direkter, da sich das Mundstück nicht am Ring bewegen kann.

Die Wirkung des Pelham

 

Die Kinnkette sollte so lang eingehackt sein, dass bei Anzug der unteren Zügel die Schrägstellung des Pelham zur Maulspalte etwa 40° beträgt.

Das Pelham übt durch die Hebelwirkung der Schenkel mit der Kinnkette Druck auf den Unterkiefer aus.

 Grundsätzlich kann man sagen  je länger der Unterschenkel beim Pelham ist, umso schärfer ist das Gebiss.


Die Wirkung der Aufziehtrense

 

Bei einer Aufziehtrense werden die Backenstücke durch den Aufzug ersetzt, der wiederum durch die Gebissringe direkt mit dem unteren Zügel verbunden ist. Somit wird zusätzlich zur Mundspalte Druck aufs Genick ausgeübt.

Man darf aber nicht vergessen, beim Polo werden alle 4 Zügel in einer Hand gehalten, der Zug am unteren Zügel ist daher nicht so stark wie es sich anhört.


Wirkung des 3-Ring-Gebisses

 

Dieses Gebiss wirkt hauptsächlich auf die Maulwinkel, übt aber auch Druck im Genick aus. Wenn es mit doppelt oder einfach gebrochenem Gebiss kombiniert wird, kommen deren Wirkungen noch dazu. Dadurch, dass es keine Kinnkette gibt und die Hebel kurz sind, wirkt das Gebiss sehr direkt und schnell (kurze Hebel) und die Hebelwirkung der Unterschenkel greift hier ohne Kinnkette als Druck auf das Genick.

Die Zunge beim Pferd ist ein sehr empfindlicher Muskel. Das Mundstück wirkt in erster Hinsicht auf die Zunge. Je mehr das Mundstück auf der Zunge anliegt, um so mehr Druck wird ausgeübt. Bei gebrochenen Trensen kommt zusätzlich ein Druck auf die seitlichen Laden im Unterkiefer hinzu. Der Glaube eine Zungenfreiheit oder das einfach gebrochene Gebiss würde zusätzlich in den Gaumen des Pferdes einwirken, wurde von vielen Wissenschaftlern widerlegt. Das Pferd verfügt über einen sehr hohen Gaumen.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, das Pferde, die nervös sind, die Zunge über das Gebiss legen, die Zunge rausstrecken oder auch anders gegen das Gebiss agieren, oft sehr positiv auf Roller Bits reagieren, weil sie mit der Zunge mit dem Ring spielen können und dieser den Speichelfluss vermehrt anregt, was wiederum zu einem Wohlbefinden beim Pferd führt. Mundstücke mit Roller Bits sind nicht für jedes Pferd, aber das gilt ja wohl für alle Gebisse. Man sollte sich die Zeit nehmen, das richtige Gebiss für sein Pferd und dem was man von seinem Pferd möchte zu finden.

 

Die Poloregeln geben folgende Standards vor:

HPA 2017 Teil II, Regel 2,5 c

ii) Blinkers (Scheuklappen) und jede Form von Nasenriemen oder anderem Equipment, welches eventuell die Sicht des Pferdes behindern könnte sind nicht erlaubt

v)  Hackamore oder gebisslose Trensen dürfen vielleicht bei Club Chuckern- sofern es der Club genehmigt - benutzt werden, sonst nicht

 vi)   Gebissstärke mind. 6,5 mm (0,25 Zoll)

 vii)  Seitenteil/Schenkel max. 15,2cm (6 Inch)