Bereits in den 90er Jahren organisierte der damalige DPV Präsident und Gründer des Franken Polo Clubs Hannes Hühnlein ein Poloturnier in der Innenstadt von Leipzig. Wie wir alle wissen war Dr. Hühnlein ein sehr passionierter Polospieler, der immer sehr darauf bedacht war während seiner Amtszeit den Polosport sportlich und gesellschaftlich voranzubringen. Leider will es in Deutschland partout nicht gelingen, wenigstens die wichtigsten Turniere (Deutsche Meisterschaften und High Goal) zu einem gesellschaftlichen Ereignis zu machen. Sponsoren für den Sport sind Mangelware und die Sponsorengelder fließen in die Organisation des Events am Spielfeldrand und kommen eben nicht den Spielern zu gute. Genau diese Struktur macht Polo zu einem kostspieligen Mannschaftssport, der aus eigener Tasche finanziert werden muss, auch wenn einige Poloschulen immer wieder gern einen neuen Versuch starten, Polo im Breitensport zu etablieren.
Polo ein Breitensport oder ein Sport für die breite Masse?
Es ist noch nicht lange her, da fand in Berlin die Europameisterschaft statt und Pololine TV hat die Spiele sogar übers Internet als streamcast direkt übertragen; aber ist Polo medien- und fernsehtauglich? Außer zu den wenigen großen Turniere, eben an den sogenannten Luxuslokations wie Sylt, St. Moritz und eben das Maifeld in Berlin kommen wirklich Zuschauer zu den Turnieren, um sich von dem rasanten Pferdesport begeistern zu lassen? Die Erfahrungen zeigen leider, dass Zuschauer nicht einmal zu Poloturnieren strömen, wenn es keinen Eintritt kostet, geschweige denn dass die Vereine ihre Kosten für solch ein Event aus Zuschauergeldern finanzieren könnten.
Einen großen Anteil an dieser deutschen Zurückhaltung selbst in Reiterkreisen sowohl bei der Anwerbung neuer Polospieler als auch bei der Werbung um Zuschauer haben sicherlich auch die diversen negativen Presseartikel über angeblich tierquälerischen Sport und Schicki-Micki-Gesellschaft verursacht. Das verunsichert!
Aber der Polosport wächst stetig und die Jugendförderung des Verbandes hat, wenn man sich die Qualität der diesjährigen Spiele bei der Jugendmeisterschaft und die junge Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft ansieht, gute Früchte getragen. Die Szene ist deutschlandweit überschaubar und es ist nicht einfach als Mannschaft gemeinsam zu trainieren, wenn der eine in Hamburg und der andere Spieler in Bayern am Ammersee wohnt, trotzdem haben sie es geschafft :)
Polo Liga Sachsen e.V.
Vor 3 Jahren fing Laura Quiring, Energiewirtschaftsmanagerin aus Rostock, derzeit Geschäftsführerin einer Beratungsfirma für Prozess und IT Beratung in Leipzig, mit Polo an. Ihre eigenen 2 Polopferde waren der Start für eine Poloschule. Hohes Ziel dieser Poloschule ist der Aufbau einer Liga.
Ihr Polo Club, sorry in Leipzig haben wir keinen Club, wir haben einen Verein (!) - nur für die geneigten Leser, alle anderen deutschen Polo Clubs sind ebenfalls eingetragene Vereine, auch wenn das nur im Kürzel e.V. zu finden ist - ist eben nicht dem Deutschen Poloverband angeschlossen, sondern lediglich der FN- Deutsche Reiterliche Vereinigung, wobei das eine das andere nicht ausschließt. Ist das das Zeichen, was Frau Quiring mit ihrer Poloschule in den Neuen-Bundesländern geben möchte? Wir machen es anders, als die alt bewerten Schulen, wir haben jahrelang analysiert und werden jetzt mit Polo durchstarten und eine - wie auch in anderen Sportarten ohneweiteres üblich - Polo Liga gründen und aufbauen. Tolle Ziele und Marketing hat die Frau drauf.
Winston Churchill's 'A polo handicap is your passport to the world
Nur wie bekommt man in der Polo Liga Sachsen ein Handicap, wenn dies nicht an den entsprechend zuständigen Poloverband angeschlossen ist? Vor einigen Wochen, wollte Fr. Quiring noch nicht über die genauen Details ihres Poloprojektes sprechen. Es bleibt also abzuwarten.
Für mich hört sich QVision Polo - die 1. Poloschule Sachsens, wie ein interessantes Geschäftsmodel an und aus meiner Erfahrung, immer wenn ein persönliches Engagement dahinter steht, kann sich polotechnisch etwas entwickeln. Ich bin also sehr gespannt, wie Polo in Leipzig weitergeht.
Polo in Sachen - was bisher geschah
Wie eingangs erwähnt fand bald nach Grenzöffnung in Leipzig ein einmaliges Poloturnier statt, was leider nicht zur folge hatte, das sich Polo als Sport in der Region etablieren konnte.
2009 wollten schweizer Investoren ein 5-Sterne Polohotel am Markkleeber See bei Leipzig bauen, Genehmigungen waren bereits erteilt, aber aus unersichtlichen Gründen sind die Investoren zwischenzeitlich abgesprungen, das Bauprojet ruhte und sollte dann wieder 2014 mit einem anderen Immobilienentwickler fertiggestellt werden. Wie so viele hochtrabende Bauprojekte mit derzeit unbestimmtem Ausgang.
2009 in der Poloschule in Ising vom Polovirus infizierten Dresdner Sportsfreunde Rico Richert, Mortimer von Haebler, Holger Heymann und Steve Rose suchten über Jahre weitere sächsische Polofans zur tatsächlichen Gründung eines Polo Clubs, leider ist es bis heute nie dazu gekommen. Die Dresdner, allen voran Rico Richert (+1), spielen - mehr oder weniger häufig - immer noch. :-)
2011 stritten sich gleich zwei eigens dafür gegründete Eventfirmen, die City Polo GmbH und die Sachsen Polo Sport GmbH, die grundsätzlich nichts mit dem aktiven Polosport zu tun hatten, um die Möglichkeit 2012 auf dem berühmten Königsufer in Dresden ein Poloturnier veranstalten zu dürfen. Eine wirklich schöne Kulisse, ich warte noch heute auf dieses Event, man kann sich kaum einen schöneren Ort in Sachsen für ein Poloturnier vorstellen.
Aller Anfang ist schwer
Aller Anfang ist schwer, aber zum Glück ist die Poloszene zwar klein, aber untereinander freundschaftlich gestimmt. Es ist ein Geben und Nehmen, halt ein sportlich fairer Wettkampf. Aber rein rechnerisch, wenn ein Pferd am Tag max. 2 Chucker gehen darf und 4 Spieler zu einer Mannschaft gehören, dann sollte die Polo Liga Sachsen auf jeden Fall rein rechnerisch ihren Bestand an Pferden etwas aufstocken, damit man zumindest einen regelmäßigen Spielbetrieb sicher stellen kann. Die aktuell vorhandenen 4 Polopferde reichen da wohl noch nicht aus :)
Da bleibt mir abschließend nur eins: ich drücke dem Projekt in Borsdorf bei Leipzig die Daumen, auf das endlich Polo in der Region fest etabliert werden kann
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